Erinnerungsort Amtsgasse

Gasthaus „Zum Adler“
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Im Haus Nummer 28 befindet sich das Gasthaus „Zum Adler“. Das Gebäude war im Dreißigjährigen Krieg zerstört und 1697 in seiner heutigen Grundform neu errichtet worden. Seit 1841 ist der ehemalige Adelssitz in bürgerlicher Hand. Der Gaststättenbetrieb wurde mittlerweile eingestellt und (zusammen mit Haus Nummer 30) zum Hotel Garni umgewandelt.

Im Saal im ersten Stock fanden regelmäßig Tanzabende und Theateraufführungen statt, Gesangvereine nutzten die Räumlichkeiten für ihre „Singstunden“. Während der NS-Zeit trafen sich hier die NSDAP und die SA. Für kurze Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in einem Nebenraum der Gaststätte mangels anderer Räumlichkeiten „Zahlstunden“ der Sparkasse Dieburg durchgeführt.

1919 gab Wilhelm Hock die Übernahme des Gasthauses bekannt. Archiv der Babenhäuser Zeitung
Das Gasthaus im Jahr 1955. HGV Babenhausen
Der Saal des Gasthauses wurde von verschiedenen Vereinen regelmäßig genutzt.
Theateraufführung im Adler, 1919 - Kinder sind zur "Hauptprobe" am Nachmittag willkommen. Archiv der Babenhäuser Zeitung
Theater-Abend des "Vereins der Theaterfreunde Babenhausen", 1925. Archiv der Babenhäuser Zeitung
Die "Kapelle Vock" aus Babenhausen spielte regelmäßig im Adler - so auch im Juili 1949. Archiv Schroth

Neben dem Gasthof "Zum Löwen“ in der Fahrstraße war der Adler auch Ort des Kerbspruchs, der nach dem Kerbumzug durch die Straßen Babenhausens am Fenster im ersten Stock verkündet wurde.

Kerbumzug durch die Amtsgasse, 1957. Privatarchiv Rose
Taufe des Kerbkranzes am Adler, 1952. HGV Babenhausen
Das Gasthaus "Zum Adler" spielte bei der alljährlichen Kerb eine wichtige Rolle.
„Wer was angestellt oder verbockt hatte, der ist in der Kerbrede vorgekommen. Und die war im Adler. Da war auch der Kerbtanz im Saal oben.“
Friedel W.
Kerbspruch am Fenster des Adlers, 1954. HGV Babenhausen

Im Haus Nummer 30 wurden bereits bis in die 1990er Jahre Zimmer und kleine Wohnungen vermietet. Anbieter war ein Grieche, der in den 1960er Jahren nach Babenhausen gekommen war – lange Zeit einer der wenigen nicht-deutschen Bewohner der Amtsgasse.